Bülent Gardiyanoglu/ Die Sprache des Universums 1

In meinem Leben gab es Dinge, die nicht glatt liefen. Seit Jahren kämpfte ich. Lassen wir mal das Erreichen meiner Träume weg, nicht einmal in dessen Nähe kam ich. Alles, was ich krampfhaft versucht habe zu kontrollieren, entglitt meiner Kontrolle. Die ganzen selbstlosen Aufopferungen von mir, wurden nicht einmal gewürdigt. Immer ich, immer trifft es mich. Meine Fehlfunktionen ermüdeten mich … Trotz all meinen Kräften und Bemühungen dem Idol-Charakter „ein guter Mensch“ zu entsprechen, ein guter Mensch zu sein, welches von der Gesellschaft erwartet und eingefordert wird, war ich wie ein Auto, welches im Sand versank. Je mehr Gas ich gab, desto mehr versank ich. Ich war an einem Punkt angelangt, wo es kein Ein- oder Ausweg gab, sozusagen eine Sackgasse. Als ich realisierte, dass all meine Ängste wahr wurden, begann mein ERWACHEN ……

Bülent Gardiyanoglu/ Die Sprache des Universums 1

ICH SCHLAFE

(Ich schlafe, bitte nicht stören ….)

Vor meinem Erwachen, habe ich alles gemacht, was meine Vorfahren mir beigebracht hatten. Ich bin ein guter Mensch geworden. Habe die Arbeit gefunden, was meine Familie wollte. Morgens um acht ging ich zur Arbeit, abends kam ich von der Arbeit nach Hause. Wie es von mir erwartet wurde, habe ich mein eigenes Familiennest gegründet, führte mein Dasein mit Arbeiten und einfach Leben. Arbeitete mehr als all die anderen.

Bin “ein guter Mensch” geworden, wie es die Gesellschaft betitelt, gerne hat und auch von einem erwartet. Ohne mit einer Wimper zu zucken, verteilte ich großzügig meine Leistung, mein Können, meine Liebe, meine Fülle, fast mein ganzes Hab und Gut.

Während mein Leben so dahin rann, war ich immer bedacht, auf die kleinsten Details zu achten. Manchmal, wenn ich die Menschen beobachtete und dann mich, sagte ich zu mir: “Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um zu studieren, ein Diplom zu erhalten und dann mit diesem Diplom von Tür zu Tür zu wandern, um eine sichere Arbeitsstelle zu finden. Um anschließend bis ans Ende meines Lebens, immer irgendjemandem zu gefallen, um dann pensioniert an meinen Sterbetag zu warten …..” Leider schenkte ich meinen Mitmenschen mehr Gehorsamkeit, als auf mich.

In meinen Augen hatte ich sie so überdimensioniert, dass sie von mir auf einem Podest gestellt wurden. Je mehr ich sie an den Vordergrund stellte, desto mehr vernachlässigte ich mich. Eines Tages fragte ich mich: “Was tue ich für mich?” Antwort: “Gar nichts …” “Für mich muss ich etwas tun!” dachte ich mir. Als ich mich umdrehte und zurück blickte, waren die Sätze, die mit “ich” begannen gar nicht positiv. Jeder hatte für das Wort “ich” eine schlechte Bedeutung zugeordnet. “Ich = Egoismus!” Seit meiner Kindheit wurde mir eingeprägt, dass Egoismus was sehr schlechtes ist. Mit der Angst- “Was werden die Leute sagen?”, hatte ich immer Angst und Hemmung für mich etwas zu tun.

Laut meiner Kindheitsprogrammierung, war für sich selbst etwas Gutes zu tun, was Schlechtes. Wie immer habe ich auf andere gehört. Habe mich immer für andere aufgeopfert, nicht gegessen sondern anderen Essen gegeben, nicht getrunken, sondern anderen zum Trinken gegeben. Alles was ich geben konnte, gegeben. Da „Geben seliger als Nehmen ist”, habe ich nur gegeben und gegeben. Konnte nie Nehmen! Mein Leben war immer in diesem Karussell.

Eines Tages erhielt ich die traurige Todesnachricht von einem meiner Freunde. Daraufhin hinterfragte ich ein paar Tage mein Leben: “Warum bin ich auf die Welt gekommen?” Kurze Zeit später trat ich wieder in meinen gleichen Alltagstrott ein. Zuhause - Arbeit, Arbeit - Zuhause, Familienbesuche, Verwandtenbesuche …

Damit ich ja nicht mit mir alleine bin, habe ich alles getan, um nicht mit mir selbst zu beschäftigen bzw. auseinander zu setzen. War sehr erfolgreich und sehr erfinderisch. Damals war mir nicht bewusst, dass ich vor mir selbst floh. Wie all die anderen Menschen (die noch im Tiefschlaf sind), habe ich weiterhin all meine Vorkehrungen getroffen, um mich in Sicherheit zu wiegen. Dass ich bei meiner Arbeit glücklich war, war überhaupt nicht wichtig. Wichtiger war ein sicheres Einkommen und die eingezahlte Pensionsversicherung.

In all meinen Punkten meines Lebens war ich sehr spendabel, sehr geberisch. War als Erster bei der Arbeit, ging als Letzter von der Arbeit. War sehr achtsam bei meiner Arbeitsstelle. Achtete, dass “kein Tropfen Wasser unnötig verschwendet wurde, dass kein Licht unnötig brannte, …” alles war unter meiner Kontrolle.

Egal wo ich Müll auf dem Boden sah, nahm ich sie auf und warf es in den Müllkübel. Diese Achtsamkeit, was ich an den Tag legte, erwartete ich selbstverständlich auch von meinen Mitmenschen. Ich war immer der Erste bei der Arbeit, der Letzte, der von der Arbeit ging. Machte keine Mittagspausen, verschlang das Essen in 3 Minuten. Verschob die Toilettenbesuche immer auf “später…” und war derjenige, der am wenigsten verdiente. Habe gemerkt, dass viele Menschen, denen vieles gleichgültig war, immer an besseren Positionen waren.

Von Nefes21 Akademi teilnehmende Übersetzer:

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